Alltag
Arbeit
Computer und Software
Das Leben
Die Welt ist schlecht
Kinder
Kunst
Meta
Mobilität
Politik
Science!
Sommer
Sport
Stadt und Land
Umwelt
Unterhaltung
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
The Grove
There and back again

     

Science!

Ich lese in den einschlägigen GTD blogs immer wieder über die Technik "Inbox Zero". Eines meiner Probleme ist nicht meine überquellende Inbox sondern meine Leseliste, der Ordner mit dem Titel "Neue Artikel", den ich mit den PDFs interessanter bis unglaublich wichtiger Artikel fülle. Die ältesten sind noch von 2004, die neuesten kamen gerade vor ein paar Tagen an. Die Gesamtzahl ist 218. Zweihundert und Achtzehn. Ich habe mir vorgenommen dem Ordner eine Art Ordnung (pun intended) zu geben, ihn langsam anzuarbeiten (studieren, lesen, zur Kenntnis nehmen oder löschen) und darüber zu bloggen.

Wahrscheinlich gäbe es aber wichtigeres....

Wo holt man sich als Privatgelehrter oder interessierter Laie seinen wöchentlichen Science-Fix? Nun, untrennbar mit meinem Lebensstil verbunden ist ein MP3-Spieler einer bekannten U.S.-amerikanischen Marke für sogenannte Lifestyle Products. Da bietet es sich an, Podcasts, über das Internet verbreitete Radiosendungen, zu abonnieren und beim Radfahren oder bei der Hausarbeit zu hören. Man muß sogar noch nicht einmal einen MP3-Spieler haben, da man Podcasts natürlich auch über den Computerlautsprecher hören kann.

Zur Zeit höre ich regelmäßig drei Wissenschaftspodcasts:

The Naked Scientists: Dr. Chris Smith und seine Kollegen bringen auf Art des Naked Chef Jamie Oliver (*) Neuigkeiten, Interessantes und Kurioses aus Medizin, Chemie, Physik, Biologie und Geologie unter die Menschheit. Die Sendung wird wohl auch von einem lokalen BBC Sender ausgestrahlt, und es kommen immer wieder Anrufer mit ihren Fragen zu Wort, die dann vom Moderatorenteam beantwortet werden. Populär ist die Abteilung "Kitchen Science", in der einfach Experimente vorgestellt werden, die man tatsächlich, der Name verrät es, in der eigenen Küche durchführen kann. Wußtet ihr zum Beispiel, daß man mit einem ganz normalen Mikrowellenofen die Lichtgeschwindigkeit in Luft bestimmen kann?

Jede Woche am Mittwoch verfügbar.
Prädikat: Sehr hörenswert.

The Nature Podcast

Der "Grand Dad" der Science Podcasts. Ich habe schon vom Nature Podcast gelesen, da wußte ich noch nicht, was ein Podcast ist, geschweige denn einen MP3-Spieler gehabt. Früher auch ein Produkt von Dr. Chris Smith, heute moderiert von einem Moderatorenteam und professionell produziert. Die Herangehensweise ist immer noch dieselbe, auch wenn sie ein paar Veränderungen durchgemacht hat (ein Beispiel ist der wöchentliche Kommentar). Ein wichtiger Bestandteil sind Interviews mit den Autoren der aktuellen Nature-Ausgabe, in denen sie über ihre Arbeit berichten. Es spricht sehr für die journalistischen Fähigkeiten der Interviewer, daß sie durch geschicktes Fragen die Materie für den interessierten Laien verständlich machen und versuchen einen Bezug zum alltäglichen Leben herzustellen.

Jede Woche am Mittwochabend verfügbar.
Prädikat: Sehr hörenswert, auch wenn Chris Smith nicht mehr dabei ist.

The Guardian Science Podcast

Ich habe beim Nature Podcast bewußt erwähnt, daß er professionell produziert ist. Das kann man vom Guardian Science Podcast leider nicht sagen. Alok Jah und seine Kollegen sind zwar gute Journalisten, aber die Audioproduktion bedarf der Verbesserung: In Interviews sind verschieden Teilnehmer verschieden laut, Stimmen übers Telephon sind fast überhaupt nicht zu verstehen, Hintergrundgeräusche und Musik sind zu laut... Die Musikstücke, die mit Bezug zum jeweiligen Thema (zum Teil an den Haaren herbeigezogen) ausgewählt sind, sind wohl eine Art "Running Gag". Geschmackssache. Ein großer Pluspunkt ist, daß in unregelmäßigen Abständen Jonny Berliner live im Studio eigene Musik mit Wissenschaftsbezug und Humor spielt. Allein dafür ist der Podcast schon hörenswert. Ansonsten ist der Inhalt dem Nature Podcast ähnlich mit Nachrichten und Interviews zu aktuellen wissenschaftlichen Themen, auch wenn Jah und seine Kollegen mit zum Teil unprofessioneller Leichtigkeit und sehr persönlichen Kommentaren ihre Themen behandeln. Das führt mitunter zu unkontrolliertem Kichern, Pausen, unvollendeten Sätzen und dergleichen.

Jede Woche Montag gegen Mittag (Feitags aufgenommen) verfügbar.
Prädikat: Gewöhnungsbedürftig aber hörenswert für den unterschiedlichen Blick auf Nachrichten und Themen, von denen man in den anderen Podcasts schon gehört hat, und natürlich Jonny Berliner.

(*) Jamie Oliver schreibt natürlich nicht über Chemie oder Geologie, sondern mehr über die inexakte Wissenschaft der Küche. Ich beziehe mich mit diesem Vergleich mehr darauf, daß er sie dem Laien verständlich machen möchte.

Meine wissenschaftlichen Tätigkeiten beschränken sich derzeit darauf, reviews zu anderer Leute Arbeit zu schreiben. Letztes Beispiel war gerade letzte Woche:

Zwei Autoren hatten einen kurzen Artikel über NMR-Analysen von Phosphaten in Sedimenten bei Journal of Environmental Quality eingereicht und die Editorin hat das Manuskript an mich und wahrscheinlich noch zwei weitere weitergeleitet. Der erste Autor war mir unbekannt, wahrscheinlich ein Doktorand, aber der zweite war ein in diesem Feld bekannter Forscher. Ich habe ein paar seiner Sachen gelesen und hatte den Eindruck, daß er gute Arbeit abliefert.

Das Manuskript, das ich dann auf dem Bildschirm hatte, hat sich aber ganz schnell als sehr schlecht herausgestellt. Der Sprachstil verheerend, die Beschreibung der Experimente unvollständig, die Experimente nicht gut durchdacht, Behauptungen aufgestellt, die nach der Datenlage nicht haltbar waren... Gräßlich. Meine erste Frage war, warum hat die Editorin das an mich weitergeleitet, statt es sofort zurückzuschicken. Dann habe ich mich gefragt, warum der Senior Author so etwas abgesegnet hat. Ich hatte den Eindruck, daß es eine erste Version war, die noch durch den internen Review (Prof, ältere Doktoranden, Post-Docs, etc.) gehen und völlig umgeschrieben werden mußte.

Fazit: Zwei Stunden meiner Zeit verschwendet. Ich habe der Editorin eine genervte e-mail geschrieben, aber sie fand, daß alle Autoren eine faire Chance bekommen sollten. OK, aber wenn man möchte, daß die Peer-Reviewer ihre Zeit opfern, dann sollte man schon eine gewisse Vorauswahl treffen, besonders wenn das Manuskript eindeutig schlecht ist.

Nein, ich möchte kein Buch schreiben. Ich bin von einem Wissenschaftsverlag gebeten worden ein Book Proposal zu beurteilen. Der Editor ist ein guter Freund von mir, und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich viel darüber sagen darf. Was meine Peer-Review Tätigkeit angeht, ist das Neuland für mich. Ich denke schon, daß ich das machen kann, immerhin ist es meine "area of expertise", aber bin ich wahrscheinlich voreingenommen.

Tatsächlich bin ich dem ganzen Buch ganz wohl gesonnen. Eine kurze Recherche hat ergeben, daß der letzte Review in diesem Gebiet fünf Jahre alt ist. Fünf Jahre ist in der Wissenschaft keine lange Zeit, aber ein paar der Kapitelüberschriften inklusive der Autorennamen sind gleich. Ich frage mich, ob sich in dieser kurzen Zeit genug getan hat um 20 Buchseiten zu rechtfertigen. Die Herangehensweise des neuen Buches ist allerdings unterschiedlich von der des alten Buches: Das alte Buch hat die verschiedenen, coolen, neuen Methoden aufgelistet und welche Fortschritte in den bereits etablierten Methoden gemacht worden sind. Das neue Buch soll zeigen, wie die coolen neuen Methoden und die etablierten alten Methoden mein Forschungsgebiet vorangetrieben haben. Ich glaube insgesamt ist es schon ein schreibenswertes Buch, aber so ein paar Details könnte man noch einmal überdenken.

Ich bin hier bewußt vage, da ich mir nicht sicher bin, wieviel ich preisgeben darf. Der Review-Prozess ist nicht double-blind (ich kenne die Namen der Autoren) aber ich möchte auch nicht irgendwelchen Konkurrenten irgendwelche Vorteile geben...

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

kostenloser Counter