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The Grove
There and back again

     
Der gemeine Deutsche, insbesondere der Rheinländer, denkt an diesem Tag und zu dieser Stunde an Karneval, bzw. Fastnacht. Der gemeine Engländer hingegen erinnert sich an das Ende des "Großen Krieges" vor 87 Jahren und je nach chauvinistischer Veranlagung spricht er von Helden (War Heroes) oder Gefallenen. Ich bin heute um 11 Uhr in der Student Union, dem hiesigen Studentenwerk mit Mensa und Läden, in eine Schweigeminute geraten. Genauergesagt zwei Schweigeminuten. Ich wollte eigentlich schreiben, daß dies die längsten zwei Minuten meines Lebens waren - man steht nur herum, weiß nicht wohin man schweigend schauen soll und ist sich der Lächerlichkeit des Anblickes durchaus bewußt - aber sie waren erstaunlich schnell vorbei. Glücklicherweise wurden der Opfer gedacht und keine Helden verehrt. Johanna nimmt morgen mit ihrem Chor an einer Feierlichkeit in der Town Hall teil. Sie singen "The Spirit of England" von Elgar, der vor alle durch pompöse Musik wie "Pomop and Circumstance" bekannt ist. Der Text dieses Stückes ist voll von solch zweifelhaften Dingen wie der Bezeichnung Deutschlands als dem Vampir Europas und der Verehrung der jungen Helden, die heldenhaft ihr junges Leben geopfert haben. Ich gebe zu, daß man diesen Text auch historisch betrachten und in Bezug auf seine Zeit lesen muß, was die Veranstalter und Aufführenden bestimmt auch beabsichtigt hatten. Aber ich unterstelle vielen, die diese Tage mit Mohnblumen im Knopfloch gedenken, ein gewisses Maß an Nationalchauvinismus.

Muß man sich als Deutscher schämen, daß wir uns heute nicht erinnern sondern lieber betrinken?
Joachim Weiß meinte am 14. Nov, 11:48:
Neulich
stand ich wieder in Wilgartswiesen vor dem Kriegerdenkmal - du erinnerst dich vielleicht, da waren wir mal gemeinsam, die Kirche steht direkt an der Bahnlinie.

Das ist in den dreißigern erbaut, im entsprechenden Stil (natürlich roter Sandstein :-) mit Männern mit Stahlhelm und Frauen mit Zopf. Frau reicht ihm die Hand, weil er den Pflug stehen lässt und in den Krieg zieht.

Die Message, die da transportiert wird, ist sicher nicht mehr zeitgemäß. Aber lässt sich überhaupt jemand von sowas noch beeindrucken?
Ich frage mich außerdem, ob, wenn irgendwann mal die Angehörigen derer, die im Krieg getötet wurden, ebenfalls nicht mehr sind, solche Denkmale entfernt werden? 
Joachim Weiß meinte am 15. Nov, 07:51:
Erstaufführung des Werks von Elgar...
...war übrigens:

"Date : 3 May 1916
Venue : Leeds Choral Union, Leeds
Conductor : the composer"

(steht hier) - Herr Elgar war wohl ein Nachbar von euch? 
wernerh meinte am 18. Nov, 20:42:
Gedenktage im November
Bei uns gibt es ja den Volkstrauertag, dieses Jahr am 13.11. - mit Gang zum Friedhof und mehr oder weniger geschickten Reden. Die Familien, die jemanden im Krieg verloren haben, sehen diesen Feiertag sicher anders als wir, die wir das Glück gehabt haben, das keiner im Krieg geblieben ist - und deshalb darin auch keine Tradition haben. Für meinen Großvater war dieser Tag ein sehr wichtiger, da war ich mehrmals mit auf dem Friedhof.
Der 11.11. hat bei uns ja total die Fastnachtsprägung. In Obertiefenbach waren wieder die Narren los, die neue Fastnachtsprinzessin wurde der Bevölkerung vorgestellt. Und euer Vater war wieder dicke dabei. Eure Mutter auch, ich habe Fotos gemacht für einen Bericht im Blättchen. Reden wir nicht drüber. A. 
 

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