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The Grove
There and back again

     
Am vorvergangenen Wochenende war ich in Schottland. Ich hatte mich freiwillig gemeldet, einen Field Trip von Erstsemesterstudenten in Geologie und Umweltwissenschaften als Betreuer zu begleiten. Ich habe ja nun überhaupt keine Erfahrung darin, im Feld Proben zu nehmen, da sich meine ganze Doktorarbeit im Labor abgespielt hat. Die Betreuung von Ersties ist auch nicht unbedingt mein Aufgabenbereich. Da sie in unserem Institut (neuerdings School of Earth and the Environment) aber mehrere Einheiten mit langen Exkursionen anbieten, was bedeutend zur Qualität der Lehre beiträgt, stehen insgesamt nicht genug Betreuer zur Verfügung. Im September ging eine E-mail herum, die nach Freiwilligen gefragt hat, und ich hatte Lust, mal an so einer Exkursion teilzunehmen.

Wir sind Freitag nachmittag nach Schottland aufgebrochen und waren am frühen Abend in Leadhills in den Southern Highlands, halbwegs zwischen Dumfries und Glasgow. Die Gegend ist nur etwa so hoch wie der Taunus, bis zu 700 m, mit den Talböden bei etw 300 m, aber fast völlig unbewaldet. Haupvegetation ist Weideland und Heidekraut. Der Ortsname deutet schon an, worum es ging. In Leadhills und im benachbarten Wanlockhead wurde seit dem Mittelalter und bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts Blei und Zink gefördert. Die Aufgabe der Studenten war also, Boden- und Bachsedimentproben zu nehmen und dabei verschiedene Techniken auszuprobieren. Proben wurden über etwa 8 km Bachlauf und parallel dazu in den Hängen genommen.

(Link zur Karte der Gegend bei Multimap. Bei Ordnance Survey kann man über den link "Get a map" und nach Eingabe des Ortsnamens eine topographische Karte der Gegend bekommen.)

Wir hatten etwa 60 Studenten und 9 Betreuer, jeder hatte also eine Gruppe von sechs bis sieben StudentInnen. Am Samstag bin ich mit meiner Gruppe bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um den Gefrierpunkt zu drei verschiedenen Stellen am Bach gestiefelt um Proben zu nehmen. Die Studenten hatten hüfthohe Anglerstiefel an, mit denen sie im Bach herumgewatet sind, und haben mit Schaufel und zwei Handpumpen Sediment aus verschiedenen Tiefen hervorgeholt und gesiebt. Ein Teil der Probe ist dann noch mit der Pfanne "gewaschen" worden um den Anteil schwerer Partikel zu konzentrieren. In dieser Gegend ist übrigens über die Jahrhunderte hinweg eine ganze Menge Gold gewaschen worden, und man kann wohl heute noch welches finden. Wir haben leider keines gefunden, dafür schwere Bleimineralien. Ich habe übrigens nur zugeschaut und Photos gemacht.

Am Sonntag war ich mit einer anderen Gruppe bei deutlich schlechterem Wetter unterwegs um auf einer Linie quer zum Tal Bodenproben auszugraben. Das Wetter war leider gräßlich: Wolken, Wind und Nieselregen. Obwohl es wärmer war als am Samstag, habe ich die meiste Zeit gefroren. Die StudentInnen konnten sich zum Glück bei harter Arbeit aufwärmen. Die Technik war ein wenig einfacher als bei den Bachsedimenten: Loch graben bis zur unterliegenden Gesteinsschicht und Probe vom der untersten Lage nehmen. Das Loch war selten tiefer als 50cm, das Graben hat aber trotzdem ziemlich Zeit in Anspruch genommen. Ich war froh als wir endlich fertig waren, denn mir war wirklich kalt. Während wir am Samstag nur Schafe gesehen haben, haben wir am Sonntag mehrfach Grouse (= Moorhühner) aus dem Heidekraut aufgestört.

Insgesamt habe ich mich mit meiner Aufgabe aber nicht übrfordert gefühlt. Rob, der Organisator, hat mich vorher schon beruhigt, meine wichtigste Aufgabe sei, aufzupassen, daß sich niemand verletzt oder verläuft und alle Aufgaben genau ausgeführt werden. Ich hätte allerdings lieber an beiden Tagen dieselbe Gruppe gehabt, da ich am Samstagabend mich mit meiner ersten Gruppe ganz gut angefreundet hatt und sowieso eine ganze Weile gebraucht habe bis ich die Namen gelernt hatte.

Im Labor werden nun der Bleigehalt der Proben nach Auflösen in Königswasser (aqua regia), einer Mischung aus konzentrierter Salz- und Salpetersäure, bestimmt und die Daten in einer Karte zusammengetragen. Die Belastung der Böden mit Blei von Abraumhalden und durch alte Schmelzöfen ist leider erheblich, beschränkt sich aber zum Glück auf Leadhills und die benachbarten drei Täler, da nur dort Bleierze vokommen. In den Achzigerjahren ist eine Studie durchgeführt worden, in der die Bleibelastung der Böden, der Menschen, des Staubs und sogar des Gemüses in den Gärten bestimmt worden ist. Bleigehalt im Blut und in den Haaren ist höher als in einer vergleichbaren Gegend bei Erwachsenen und sehr viel höher bei Kindern. Für Erwachsene besteht angeblich keine Gefährdung, ganz im Gegensatz zu den Kindern. Das Gemüse kann wohl ohne Problem gegessen werden, wenn man es nur gut wäscht und schält (es wurden Rüben und Kartoffeln analysiert). Grundstückspreise in Leadhills sind in den letzten Jahren gestiegen, da viele den langen Weg zur Arbeit auf sich nehmen (45 Minuten nach Glasgow) und dafür in einer sehr ländlichen Gegend wohnen. Die Gegend ist sehr dünn besiedelt, die nächsten Orte sind 10-20 km entfernt. Ich möchte aber trotz der landschaftlichen Reize dort nicht wohnen.
Joachim Weiß meinte am 23. Nov, 23:09:
Das hört sich trotz Frost und allem nach einem spannenden Ausflug an! Schottland! Cool! Send Pix!
Wir wollen dagegen noch ein Wochenende im Schwarzwald verbringen, evtl. im Rabenhorst. Auch wenn es keine heiße Dusche und gehiztes Klo gibt :-)
Dafür Wald und hoffentlich ein bisschen Schnee... 
Stefan Hunger antwortete am 26. Nov, 10:30:
Die Photos werden noch entwickelt - heute oder morgen kann ich sie abholen. Da es mal wieder Dias sind (ich habe zwar keinen Diaprojektor hier, hatte aber noch ein paar Diafilme übrig, die unbedingt verwendet werden mußten) wird das einscannen ein bißchen umständlich werden.

Habe ich erwähnt, daß die Schafe, die dort in großer Zahl weiden, nicht zum Verzehr geeignet sind? Zu hohe Bleibelastung des Fleisches.

Ich habe gestern, als Johanna zurückkam, schon geschlafen (nein, sie kam nicht besonders spät, ich habe nur schon früh geschalfen), und sie deshalb noch nicht gebeten, für euch Kontakte mit der Tante aufzunehmen. 
 

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